Dampflokomotive 99 4603
Für die Strecke Fährhof - Altenkirchen benötigte ich noch ein authentisches Lokmodell. Meine Wahl fiel auf die 99 4603, welche dort mit ihrer Schwesterlok 99 4602 im Einsatz war.
Das Gehäuse besteht aus einem Neusilber Ätzbausatz, welchen mir freundlicherweise Martin Reiche entworfen hat. Kleine Lok bedeutet auch kleine Platine - alle Bauteile finden auf gerade mal 12 x 9 cm Platz. Es gibt drei Hauptbaugruppen, welche einfach zusammenzulöten sind. Das Rahmenunterteil, das Führerhaus und das Rahmenoberteil mit Kessel können ineinander gesteckt und miteinander verschraubt werden. Diese Logik ist erforderlich, um den bei dieser Lok schwierig unterzubringenden Antrieb realsieren zu können, ohne dass Zahnräder von außen zu sehen sind. Der Kessel wird dazu mit dem Rahmenoberteil von vorn über den Motor geschoben. Der Rahmen wird unter die Kohlekästen des Führerhauses geschoben und dann vorn im Bereich der Dampfzuleitung von unten mit dem Rahmenunterteil verschraubt. Das Führerhaus selbst ist mit zwei Blechlaschen im Bereich der Kohlekästen auf den Rahmen verklipst und dann mit einer Schraube hinten mit dem Rahmen verschraubt.
Das Dach habe ich abnehmbar gestaltet, damit ich das Modell später besser spritzen und auch den Führerstand besser einrichten kann.
Eine große Herausforderung war die Umsetzung der beweglichen Stephenson-Steuerung und der dazugehörigen Exzenter an der Antriebsachse. Auch diese besteht wieder aus einer Vielzahl von Ätzbauteilen.
Der Kessel ist mit allen auf den mir zugänglichen Fotos sichtbaren Leitungen und Armaturen versehen. Hier kamen Neusilberdrähte von 0,1 bis 0,5 mm Dicke zum Einsatz. Der Sand- und Dampfdom sind mit Wolframkupfer ausgefüllt, was wieder etwas Gewicht bringt. Die Armaturen bestehen aus diversen MS-Gußteilen von MMC und Modellbau Veit. Die Rauchkammertüre habe ich dieses Mal nicht beweglich ausgeführt, auch wenn dies technisch möglich gewesen wäre.
Den Antrieb habe ich selber entworfen. Der Rahmen ist aus Messing gefräst. Da die Lok kaum Gewichtsreserven aufweist, möchte ich eine nachfolgende Konstruktion aus Wolframkupfer fräsen lassen. Dies bringt dann ca. das doppelte an Gewicht für den Rahmen, was bei diesem B-Kuppler wichtig ist. Das Ziel war, ca. 30 g Gesamtgewicht zu realisieren, denn so viel wiegt die kleine Köf, welche 11 Zweiachser noch locker über meine flache Anlage selbst durch die Wendeschleife zieht. Mit dem Messingrahmen und dem Füllen aller freien Stellen mit Wolframkupfer bei einer einigermaßen gleichmäßigen Achslastverteilung habe ich in dieser Konstellation ein Gesamtgewicht von 44 g realisieren können. Somit fährt die Lok in Bezug auf die Stromabnahme sicher über die Gleise. Wolframkupfer kann man in verschiedenen Abmessungen unkompliziert bei der Firma Marks-GmbH bestellen.
Das Getriebe hat eine Untersetzung von ca. 40:1, so dass ein guter Regelbereich und Langsamfahreigenschaften vorhanden sind. Alle Zahnräder bestehen aus Messing, so dass auch der harte Ausstellungsbetrieb dem kleinen Modell nichts anhaben kann. Es ist ein Augenschmauß erster Güte, wenn man sich bei Langsamfahrt die bewegliche Steuerung anschaut und das leise fahrende Modell betrachtet.
Die Kuppelräder mit 6 mm Durchmesser entstammen dem Märklin Z-Programm. Ich musste aber die Radkränze um 0,2 mm abdrehen, da ich ansonsten am Umlauf Kontakt zum Gehäuse hätte. Somit habe ich einen 0,4 mm flachen Spurkranz, was sehr stimmig aussieht. Die Speichenzwischenräume wurden brüniert, so dass das Modell auch in diesem Bereich noch etwas authentischer aussieht.
Nach knapp einem Jahr Bauzeit habe ich das Modell im September 2016 im Rohbau fertiggestellt. Nachdem die Lok in ihrem silbernen Kleid auf einer Vielzahl von Ausstellungen zu sehen war, habe ich die Lok 2020 zur Ausstellung "16. Erlebnis Modellbahn" in Dresden lackiert. Inzwischen hat sie auch ihre Lokschilder erhalten. Jetzt fehlen nur noch ein paar Decals für die Anschriften.